Zum Thema Fernsehen und Zweisprachigkeit (hier einen älteren post auf Türkisch dazu) gab es sofort relativ viel feedback. Interessant fand ich dabei, dass von
deutschen Frauen in der Türkei meist negative Kritik kam und von
türkischstämmigen Deutschen oder deutschsprachigen Frauen ein Dank, sie würden selber
mit dem Problem in dieser Weise zu kämpfen haben. Das gab mir Anreiz, über den Grund nachzudenken.
Wie ich schon zu Anfang mal geschrieben habe, kann ich aus
zeitlichen Gründen nicht alles auf Deutsch schreiben, was wir auf Türkisch
posten. Also wird euch leider einiges an vielleicht teilweise auch wichtigen
Information fehlen, wenn euer Türkisch nicht genug sein sollte. Das ist schade,
denn mein Leben ähnelt wohl eher dem türkischstämmiger Deutschen als dem der
meisten in die Türkei ausgewanderten Deutschen. Mein soziales Umfeld ist fast
ausschliesslich türkisch, was anderes habe ich auch nie vermisst.
Klar, dass sich das in verschiedenen Bereichen meines Lebens widerspiegelt. Aber gerade deshalb erzähle ich hier, wie wir mit solchen Themen umgehen. Denn das Thema Fernsehen wird ja in verschiedenen
Kulturen anders gehandhabt. Bei uns überwiegt ganz unterschiedlich mal die deutsche, ein
andermal die türkische Art der Lösung. Nicht immer ist der Weg, für den wir uns
entschieden haben, der beste. Für uns ist es ok, dass sich manches einfach aus
den Umständen ergibt. Nicht jeder kann oder will die Umstände akzeptieren, klar. Das ist eine individuelle Entscheidung. So haben wir auch Freunde, die wegen einer Thematik,
bei der sie mit ihren Kindern keine Kompromisse eingehen wollten, zurück nach
Deutschland gegangen sind. Manche dieser Dinge nehmen wir im Gegensatz zu unseren
Freunden locker. So ist jeder verschieden. Auf keinen Fall möchte ich hier
werten. Wir sind eine relativ spontane Familie, die auch gerne unkonventionell lebt.
Fernsehen und Süssigkeiten sind zwei Dinge, die in der Türkei
einfach ihren Lauf nehmen und damit so unglaublich konträr zur deutschen
Handhabe stehen. Zumindest für mich. Ich selber bin eine absolute Leseratte, die gut und gerne ohne Fernseher auskommt. Doch aufgewachsen bin ich in einem Elternhaus, indem Bücher nur zur Zierde im Regal dienten und der Fernseher zumindest sonntags den ganzen Tag lief. Seit ich 8 war, hatte ich meinen eigenen, wenn auch zeitlich geregelten Fernseher. Es ist so schwierig, aus etwas Schlüsse wirklich ziehen zu können...
Zudem wollte ich nicht die Mama sein, die immer
alles verbietet. Aber irgendwie ist schwer, den Mittelweg zu finden. Manchmal
stosse ich zwischen den Kulturen auch an meine Grenzen. Obwohl ich, nachdem ich mehr
als die Hälfte meines Lebens in der Türkei lebe, mittlerweile sicher mehr
türkisch als deutsch bin.
Fernsehen ist ein solch leidiges Grenz-Thema (detailliert habe ich es hier auf Türkisch gepostet). Nach allen guten Vorsätzen, unsere kids so
lange wie möglich fernsehfrei zu erziehen, wurden wir mit unserer ganz persönlichen Realität
konfrontiert. Auch wenn wir den Fernseher nur anhaben, wenn unsere Jungs im Bett sind und auch in unserer kinderlosen Zeit tagsüber nie fern schauten, so ist er in türkischen Familien ein fester
Bestandteil des Lebens. Zudem einer, der meist auch noch unreflektiert bleibt.
Du kennst das bestimmt, in manchen Familien laeuft immer der Fernseher, in
anderen wird er für den Besuch extra angestellt. Sogar im Kindergarten wird hin
und wieder ferngesehen. Vor dem jetzigen KiGa war Leon zwei Tage in einem anderen,
wo ich dann feststellen musste, dass die kids sowohl mittags 1,5 Stunden fernsahen
und auch morgens beim Spielen der Fernseher lief. Auch
Oma aus Deutschland brachte ersmtal DVD’s für die Kinder mit.
Bei allen guten
Vorsätzen hatten wir, wohl etwas naiv, unser Umfeld nicht eingeplant. Damals haben
wir beschlossen, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, anstelle unzählige,
tränenreichen Kämpfe mit den Jungs draussen zu führen, ihnen Geschenke abzunehmen
oder mit kinderlosen und kinderreichen Freunden sowie Verwandten eine
Grundsatzdiskussion zu diesem Thema zu führen. Gut oder schlecht, darüber
lässt sich bestimmt streiten. Aber wir haben für uns festgestellt, dass wir in
unserem Umfeld leider Fernsehen nicht ausblenden können.
Das mag nicht die richtige Lösung für jeden sein, das ist
mir schon klar. Bestimmt denken jetzt einige von euch, wir ähnlich unser Leben
doch ist. Genauso wie andere feststellen werden, dass wir, obwohl im selben Land,
doch in zwei verschiedenen Welten leben. Das ist auch in Ordnung so.
Was wir hier schreiben soll ja kein Ratgeber sein. Sondern
eben nur unser Leben, das wir aufschreiben und mit euch teilen. Jeder kann dann
für sich selber sehen, ob etwas Interessantes für ihn dabei ist oder nicht… wir hoffen, ihr habt Spass dabei!